B.C. Koekkoek -Dorfkirmes, 1830

Barend Cornelis Koekkoek (Middelburg 1803-1862 Kleve)

Dorfkirmes, 1830

Feder- und Pinselzeichnung in Grau und Braun, 227 x 317 mm

Signiert und datiert rechts unten: B.C. Koekkoek. 1830

Leihgabe der Stadt Kleve Inv. Nr. 0014

Schenkung Kunsthandel P.A. Scheen 1964

 

Auf einem Dorfplatz feiert die Landbevölkerung ausgelassen: Musikanten, Tänzer, Kartenspieler, Gaukler auf einer Bühne sind im Vordergrund zu sehen. Im Hintergrund sind verschiedene Zelte mit weiteren Attraktionen aufgebaut. Rechts hat ein Gasthaus die Türen für die Kirmesbesucher geöffnet. Das vorliegende Blatt zeigt die Meisterschaft, mit der Koekkoek Licht, Schatten und Luftperspektive in fei abgestuften Nuancen von nur zwei Farbtönen Braun und Grau überträgt.

Die Aquarelltechnik beschäftigt den Künstler seit seiner Jugend. Ein Dutzend dieser als Sammelobjekte gefertigten Blätter befinden sich in der Sammlung des B.C. Koekkoek-Hauses und zeigen seine Entwicklung hin zu einer hohen Kunstfertigkeit.

Diese Aquarelle haben den Anspruch eines Kunstwerks und sind für Sammler gedacht. In Mappen aufbewahrt werden diese gelegentlich für den häuslichen Kunstgenuss individuell oder im Kreise von Kunstliebhabern betrachtet. Themen sind zunächst Kopien nach alten Meistern, Ansichten aus seiner Heimat Zeeland, Seestücke und Darstellungen von Fischern. Der Einfluss des Vaters Johannes Hermanus ist stark zu spüren. Die frühen Blätter sind farbig. In den 1830er Jahren entstehen Feder- und Pinselzeichnungen in grauer und brauner Sepia. Thematisch sind zwei Gruppen zu unterscheiden: Szenen aus dem ländlichen Volksleben und Landschaften. Bei ersterem handelt es sich um figurenreiche Szenen: Pferdemarkt, Dorffest, Gruppenspiel, Militär, Jagd, Räuber, fahrende Händler). Die Landschaften – sofern es nicht direkte Vorbereitungen für Gemälde oder Lithografien sind – entstammen dem Mittelgebirge, zeigen Dörfer oder Burgen am Wegesrand, Felsformationen, Höhlen. Selten sind auch Klever Motive vertreten. Eine weitere Kategorie sind Aquarelle, die in Vorbereitung für Gemälde entstehen, in denen der Künstler Topografie und Lichtverlauf festlegt. Anhand dieser Vorlage überträgt er das Bildmotiv später in Ölmalerei.

1856 wird Koekkoek, wahrscheinlich auf Empfehlung des Mitbegründers Willem Roelofs, Mitglied der im selben Jahr gegründeten „Societé Belges des Aquarellistes“. Die Mitgliedschaft ist verbunden mit der jährlichen Einladung zur Ausstellung in Brüssel. Ziel dieser Vereinigung ist es, das Aquarell als eigene Kunstgattung zu etablieren.