Barend Cornelis Koekkoek (Middelburg 1803-1862 Kleve)
Sandgrube, 1838
Ölstudie auf Karton, 28 x 30 cm
Signiert und datiert unten links: BCK 18 Sept 1838
Leihgabe Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. Inv. Nr. 1180
Erworben 2021 mithilfe einer Spende
Diesen Landschaftsausschnitt hat der Maler auf den Tag genau datiert. Auch die Ortsangabe „Cleve“ ist für sein Werk selten. Dies weist auf die Funktion der Ölstudie: Es handelt sich im Verständnis des Malers um eine Fingerübung. Der Künstler arbeitet direkt in der freien Natur, studiert Farbe, Licht und Schattenspiel, Oberflächenstrukturen. Der Künstler wählt einen zufälligen Ausschnitt, die Studie entsteht auf Karton und vor Ort im Freien. Im Atelier dient sie dann als Inspiration, Vorlage und wird evtl. in eine komplexere Komposition eingebaut. Zeichnungen und Ölstudien geben aber wertvollen Einblick in die Werkstatt und die Arbeitsweise des Künstlers. Hier verwirklicht er seinen Lehrsatz: „Die Natur ist das schönste Gemälde, deshalb müssen wir so viele Studien nach ihr machen. In der Natur kann man sich nicht täuschen: Alles in ihr ist wahr! Und die Wahrheit muss stets dem Künstler eine heilige Pflicht sein.“ (Herinneringen en Mededeelingen van eenen landschapschilder. Amsterdam, 1841. S. 231)
Da Ölstudien lange Zeit nicht als eigenständiges Kunstwerk betrachtet wurden, verblieben sie im Atelier. Im B.C. Koekkoek-Haus befinden sich einige dieser seltenen Kunstwerke, die über den Nachlass und die Nachkommen ihren Weg nach Kleve zurückgefunden haben. Heute werden sie wegen ihrer Spontanität geschätzt.
Die Ölstudie zeigt dem heutigen Betrachter die typische von der Eiszeit geprägte offene Landschaft der Umgebung Kleves im 19. Jahrhundert: Karger Sandboden mit niedrigem Bewuchs waren vielerorts zu finden. Seit etwa 100 Jahren wird am Niederrhein Sand und Kies abgebaut, heute ist das ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Landwirtschaft und die damit verbundene Überdüngung haben die Farbigkeit in das heute den Niederrhein beherrschende Grün verändert.
Eine beliebte Stelle der Klever Maler seit dem 17. Jahrhundert lag an der Sandgrube beim Landgut Montebello. Hier hatte man einen schönen Blick auf die Stadt. Ende des 19. Jahrhunderts wurde unweit auf dem Klever Berg ein Aussichtsturm errichtet. Heute ist diese Gegend zum großen Teil bebaut, der hohe Baumbewuchs verstellt die Aussicht.