Barend Cornelis Koekkoek (Middelburg 1803-1862 Kleve)

Die Klever Schwanenburg vom Atelierturm Belvédère, 1843/ 1854

Bleistift und Aquarell auf Papier, in Album, Blattmaß: 296 x 223 mm

Links unten signiert: B.C. Koekkoek

Leihgabe der Stadt Kleve, Inv. Nr. 0384

Schenkung 1974

 

Zum 50jährigen Dienstjubiläum des Landesgerichtspräsidenten Moritz Carl August von Bessel im Jahr 1854 wurde dieses aufwändige Album mit einer Lobesschrift und einem Aquarell von B.C. Koekkoek überrecht. Die Ansicht der Klever Schwanenburg, dem Sitz des Landesgerichtes hat der Künstler von seinem Atelierturm Belvédère aus festgehalten. Er geht auf eine ältere Vorlage aus dem Jahr 1843 zurück, die als Lithografie für den Buchtitel zu der Beschreibung Kleves von Christiaan Hendrik Pieter Clemens diente. Der Blick geht über die Dächer der Stadt und den Giebel der Reformierten Kirche in der Großen Straße (kriegszerstört).

Die Aquarelltechnik beschäftigt den Künstler seit seiner Jugend. Ein Dutzend dieser als Sammelobjekte gefertigten Blätter befinden sich in der Sammlung des B.C. Koekkoek-Hauses und zeigen seine Entwicklung hin zu einer hohen Kunstfertigkeit.

Aquarelle haben den Anspruch eines Kunstwerks und sind für Sammler gedacht. In Mappen aufbewahrt werden diese gelegentlich für den häuslichen Kunstgenuss individuell oder im Kreise von Kunstliebhabern betrachtet. Themen sind zunächst Kopien nach alten Meistern, Ansichten aus seiner Heimat Zeeland, Seestücke und Darstellungen von Fischern. Der Einfluss des Vaters Johannes Hermanus ist stark zu spüren. Die frühen Blätter sind farbig. In den 1830er Jahren entstehen Feder- und Pinselzeichnungen in grauer und brauner Sepia. Thematisch sind zwei Gruppen zu unterscheiden: Szenen aus dem ländlichen Volksleben und Landschaften. Bei ersterem handelt es sich um figurenreiche Szenen: Pferdemarkt, Dorffest, Gruppenspiel, Militär, Jagd, Räuber, fahrende Händler). Die Landschaften – sofern es nicht direkte Vorbereitungen für Gemälde oder Lithografien sind – entstammen dem Mittelgebirge, zeigen Dörfer oder Burgen am Wegesrand, Felsformationen, Höhlen. Selten sind auch Klever Motive vertreten. Eine weitere Kategorie sind Aquarelle, die in Vorbereitung für Gemälde entstehen, in denen der Künstler Topografie und Lichtverlauf festlegt. Anhand dieser Vorlage überträgt er das Bildmotiv später in Ölmalerei.

1856 wird Koekkoek, wahrscheinlich auf Empfehlung des Mitbegründers Willem Roelofs, Mitglied der im selben Jahr gegründeten „Societé Belges des Aquarellistes“. Die Mitgliedschaft ist verbunden mit der jährlichen Einladung zur Ausstellung in Brüssel. Ziel dieser Vereinigung ist es, das Aquarell als eigene Kunstgattung zu etablieren.