Barend Cornelis Koekkoek (Middelburg 1803-1862 Kleve)
Große Waldlandschaft, 1839
Öl auf Leinwand, 175 x 160 cm
Signiert links unten: B.C. Koekkoek ft 1839 Cleve
Leihgabe Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. Inv. Nr. ???
Erworben 2024 mit der Unterstützung von: Ernst von Siemens-Kunststiftung – München, Kulturstiftung der Länder, Berlin – Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, Düsseldorf - NRW-Stiftung, Düsseldorf - Kunststiftung NRW, Düsseldorf – Sparkassen Kulturstiftung Rheinland, Düsseldorf – Sparkasse Rhein-Maas, Kleve - Karl-und-Maria-Kisters-Stiftung, Kleve – Klevischer Verein– private Spenden
Bei der großformatigen Waldlandschaft handelt es sich um ein Schlüsselwerk des Künstlers und (mit dem unten gezeigten Gegenstück des für den russischen Zaren) die größte je von ihm gemalte Leinwand.
Eingeliefert vom Erstbesitzer, dem Kunstberater von Willem II. und Sammler Alexander P.P.C.R. Baron de Ceva, wurde das vom Baron zu einem stattlichen Preis von 5.000 Gulden erworbene kapitale Gemälde noch in Jahr seiner Entstehung in Den Haag auf Schau der „Levende Meesters“ gezeigt. Diese Talentschau war bereits von König Willem I. in den großen niederländischen Kunstzentren initiiert worden. Koekkoeks Waldlandschaft wurde mit einer von vier Goldmedaillen prämiert. Es war die erste nationale Auszeichnung des jungen Landschaftsmalers (Dokument im Archiv des B.C. Koekkoek-Hauses). Das Bild wurde auch auf den Ausstellungen in Brüssel (1839) und Paris (1840) gezeigt und auch dort prämiert.
Das Gemälde ging später in die Sammlung des mäzenatischen kunstliebenden niederländischen Königs Willem II. (1792-1849, regierte seit 1840 über. Dieser war ein großer Bewunderer B.C. Koekkoeks.
Der König besaß in seiner Kunstsammlung 11 Gemälde des Klever Malers, darunter die Reihe der dokumentarischen Bilder seiner luxemburgischen Besitzungen. Den Künstler ehrte er im gleichen Jahr der Entstehung dieses Gemäldes mit dem Orden des Niederländischen Löwen (Dokument im Archiv des B.C. Koekkoek-Hauses). Nach des Königs Tod wurde seine Sammlung versteigert, das Bild gelangte später in weitere hochrangige Gemäldesammlungen.
Zu der Großen Waldlandschaft existiert ein gleich großes Gegenstück (Pendant) mit gleichem Thema, das vom Zarenthronfolger Alexander Nikolajewitsch, einem Neffen Willems II., bestellt wurde (heute im Novokuznesk Kunstmuseum, Südwest-Sibirien).
Der Verbleib einer weiteren Waldlandschaft gleichen Formats aus dem Jahr 1842, die in Nachfolge vom Bürgerkönig Louis Philippe von Frankreich in Auftrag gegebenen ist unbekannt.
Die beiden großformatigen Gemälde trugen maßgeblich zum Ruhm Koekkoeks als unumstrittener Meister von Waldlandschaften und zu seinem Reichtum bei. In den Folgejahren reihten sich viele Aufträge sowohl des niederländischen Königs als auch des westeuropäischen sowie russischen Adels an. Sie begründen den enormen Wohlstand des Künstlers, mit dem er sein Palais in Kleve erbauen konnte.
Die Quelle für seine Waldlandschaften fand der Künstler unmittelbar im großflächigen Reichswald bei Kleve mit seinem alten Baumbestand und auf seinen Reisen.
Dieses Gemälde zeigt eine idyllische sommerliche Waldszene mit Eichen- und Buchenbestand, einer sonnenbeschienenen Lichtung und Hirten mit Herde an einem Wasserlauf. Die Naturbeobachtung spielt eine große Rolle bis zur botanischen Genauigkeit der Blätter. Dabei verlässt der Künstler den Kanon der Traditionen niederländischer Landschaftsmaler des 17. Jahrhunderts nicht – die Natur wird durch Komposition und Inszenierung idealisiert und in der Kunst „aufgewertet“ oder wie er es selbst in seinen Worten mit „bevallige Leugen“ (anmutige Lüge) bezeichnet.
Symbolisch aufgeladen wird die Szene durch den im linkenden Vordergrund stehenden abgestorbenen Baumstamm, der an die Vergänglichkeit allen Lebens erinnern soll. Ebenso ist das übermäßige Größenverhältnis zwischen den monumentalen Baumriesen und den darunter im unteren Fünftel des Gemäldes platzierten Hirten und Herde Ausdruck der Überlegenheit der ewigen Schöpfung über den Menschen.
Durch seine Dimensionen gibt das Gemälde dem heutigen Betrachter den unmittelbaren Eindruck von eigenem Betreten und Erleben dieses Ur-Waldes.