Cornelis Lieste (Haarlem 1817-1861 Haarlem)
Waldlandschaft mit den Türmen von Schloss Moyland, nach 1840
Öl auf Holz, 84,5 x 110 cm
Signiert unten links: C. Lieste
Leihgabe Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. und NRW-Stiftung, Inv. Nr. 0360 / 071
Erworben 1999 mithilfe der Stadtsparkasse Kleve und der NRW-Stiftung
Das Gemälde des Haarlemer Landschaftsmalers zeigt den Wald um Schloss Moyland mit den fast unscheinbar in einem Meer aus Baumgipfeln verschwindenden Türmen der Wasserburg. Der Hauptturm trägt noch den barocken Helm. Erst in den 1860er Jahren wird das Schloss umgebaut. Der im Vordergrund links verlaufende Sandweg ist mit einem Hirtenpaar mit ihrer kleinen Schafherde belebt. Die Szenerie ist von einem hohen Himmel mit einer im Gegenlicht leuchtenden Abendsonne beherrscht. Sie taucht die Landschaft in warmes Licht.
Lieste besucht den Niederrhein und die Umgebung von Moyland im Jahr 1840/1841, wie aus einem seiner Skizzenbücher in der Sammlung des B.C. Koekkoek-Hauses bekannt ist. Möglicherweise entsteht diese Landschaft im Auftrag des Johann Steengracht van Oostcapelle, der 1839 Schloss Moyland erbt und hier eine bedeutende Kunstsammlung ausstellt.
Das Werk des Landschaftsmalers Cornelis Lieste ist von B.C. Koekkoek beeinflusst, wenn auch ein direkter Kontakt der beiden Maler nicht dokumentiert ist. Nachdem Lieste ab 1835 die „Stads-Teekenschool“ (Städtische Zeichenschule) in Haarlem unter Johannes Reekers besucht hat, geht er in den Jahren 1837/1838 bei dem Landschaftsmaler Nicolaas Johannes Roosenboom in die Lehre.
1840 unternimmt er Studienreisen nach Belgien und Deutschland. Dabei besucht er wahrscheinlich auch B.C. Koekkoek. Ein Skizzenbuch in der Sammlung des Museums (Abb. der Türme von Schloss Moyland) belegt die Reise an den Niederrhein, Düssel, Mosel und Ahr (1840/1841). Mehrere Gemälde mit Motiven und Städten vom Niederrhein entstehen. Gelegentlich lässt der Maler Tierstaffagen von befreundeten Malern einfügen, zum Beispiel durch Simon van den Berg.
1839 und 1842 erhält er Auszeichnungen auf Ausstellungen der Kunstgewerbeschule in `s-Hertogenbosch und bei der Künstlervereinigung „Felix Meritis“ in Amsterdam. 1846 wird er Mitglied des Zeichen-Kollegiums in Haarlem, wo er auch einen Lehrauftrag innehält. Im selben Jahr nimmt ihn die Kunstakademie Amsterdam als Mitglied auf. 1847 wird er Mitglied einer Haarlemer Freimaurerloge. Im gleichen Jahr bereist er den Harz. 1852 übernimmt Lieste mit anderen Künstlern die Aufgabe, das Amsterdamer Rembrandt-Fest auszugestalten. In den Jahren 1853 bis 1856 reist er entlang des Rheins in die Schweiz und nach Norditalien (Chiavenna), was sich in den Motiven seiner Gemälde und einer warmen Farbgebung und Darstellungen der Sonne im Gegenlicht niederschlägt.
Von etwa 1854 bis 1856 arbeitet er zeitweise in der Künstlerkolonie Oosterbeek bei Arnheim. Er geht in die Provinzen Twente und Drenthe , wo er unter dem Eindruck der Oosterbeeker Schule Heidelandschaften malt. Für eine dieser Landschaften, 1861 in einer Ausstellung in Amsterdam präsentiert, wird er mit einer Goldmedaille prämiert.
Lieste ist Lehrer des späteren Malers der Haager Schule Paul Joseph Constantin Gabriël. Lungenkrankheit und früher Tod 1861 beenden das vielversprechende, 125 bis heute bekannte Gemälde umfassende Werk.