Johannes Tavenraat, Flussebene, um 1867

Johannes Tavenraat (Rotterdam 1809-1881 Rotterdam)

Flussebene, um 1867

Öl auf Leinwand, 74 x 85 cm

Signiert unten rechts: Tavenraat

Leihgabe Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. Inv. Nr.: 1380

Erworben 2023 mithilfe einer Spende

 

In einer weiten Landschaft ist in der Ferne vor dem Horizont ein Fluss mit anliegender Stadt zu sehen. Den Vordergrund beherrscht eine Jagdgesellschaft mit Hunden, die an einem Weg auf einer sandigen, höher gelegenen Ebene Rast macht. Auf dem Weg befindet sich eine Bauersfrau mit Kuh. Ihre Begleiterinnen haben sich zur Jagdgesellschaft, vielleicht um Ware anzubieten, die sie in Tüchern bei sich führen. Am Wegesrand steht ein Bauernkotten. Im Mittelgrund ist weiteres Landvolk bei der Arbeit zu sehen.

Das große und repräsentative Gemälde ist dem Frühwerk des Künstlers zuzuordnen und ist im für den Künstler, der eher das kleine Format bevorzugt, eine Besonderheit.

Johannes Tavenraat, Sohn eines wohlhabenden Rotterdamer Tuchfabrikanten, tritt zunächst die Nachfolge seines Vaters an. 1824 beginnt er mit der Malerei, die auch der Vater gelegentlich ausübt. Wahrscheinlich besucht der Sohn im Jahr 1834 das erste Mal Kleve und macht Bekanntschaft mit B.C. Koekkoek. Zu dieser Zeit ist die Malerei für ihn noch Freizeitbeschäftigung.

1836/ 1837 hält er sich aus beruflichen Gründen in London auf und lernt dort das Werk des englischen Landschaftsmalers William Turner kennen. 1839 entscheidet er sich gegen den Widerstand der Familie für den Künstlerberuf, lernt bei dem Rotterdamer Maler Wilhelm Hendrik Schmidt, mit dem er auch Reisen durch Deutschland unternimmt. Um 1840 ist er bei Félix Bovie in Brüssel, 1841 bei dem Figurenmaler Eugène François de Block-Looz in Antwerpen. Seine Besuche in Kleve setzt er fort. 1843 bezeichnet sich Tavenraat als selbstständiger Maler. Seit 1841 sendet er seine Kunstwerke auf die Ausstellungen der „Levende Meesters“ (Lebende Meister).

Der Künstler fertigt eine Abschrift der Notizen Félix Bovies zum Unterricht von B.C. Koekkoek an. Er berichtet von Kopien, die er nach Koekkoeks Werken anfertigt, entscheidet sich aber, nicht sein Schüler zu werden. Die Besuche in Kleve setzt er fort.

1842-1846 lebt der Künstler in Brüssel. 1846 zieht er mit seiner Frau Anna Catharina van Dijck, mit der er 9 Kinder hat, nach Materborn bei Kleve. Kurz vor ihrem Tod 1855 zieht die Familie in die Stadt Kleve. Seit 1860 lebt Tavenraat wieder in Rotterdam.

Tavenraat, der finanziell nicht auf den Verkauf seiner Bilder angewiesen ist, zeigt in seinen späteren Gemälden seit den 1850er Jahren einen eigenen charakteristischen Stil. Dieser ist von einer ausdrucksstarken Farbgebung und einem dramatisierenden Blick auf die Natur geprägt. Der gefällige, liebliche Stil der Koekkoek-Romantik liegt seinem reifen Werk eher fern. Tavenraat distanziert sich in seinen biografischen Aufzeichnungen später deutlich von dem Klever Landschaftsmaler.

Der Künstler unternimmt zahlreiche Studienreisen, innerhalb Deutschlands, den Niederlanden und Belgien, nach Österreich (Tirol), Böhmen und Mähren, in die Schweiz, nach Frankreich und Großbritannien. Er ist früh Mitglied des Rotterdamer Künstlervereins „Hierdoor tot Hooger“ (Hierdurch zu Höherem). Seine Söhne Arnoldus Dirk Felix und Dirk Arnoldus Tavenraat werden ebenfalls Maler.

Das B.C. Koekkoek-Haus besitzt einen großen Werkkomplex aus dem Nachlass des Künstlers. Unter vielen Ölskizzen (Freilichtmalerei), die Tavenraat als künstlerische Ausdrucksform bevorzugt hat, und vielen kleinen Formaten finden sich sind auch viele Jagd- und Tiermotive des begeisterten Jägers Tavenraat. Skizzenbücher, Gemälde und Grafiken zeigen Landschaftsmotive von seinen weitläufigen Reisen, vom Niederrhein, aus der Umgebung von Rotterdam, aus Böhmen, Tirol, der Schweiz. Grafiken und Zeichnungen seines Sohnes Dirk Arnoldus Tavenraat (1845-1930) sind ebenfalls vertreten.

Eine Ausstellung im B.C. Koekkoek-Haus mit Monografie widmete sich 1981 dem Werk dieses Künstlers.