Den Atelierturm setzt der Künstler als erstes Projekt 1842/43 um. Es wird zur dritten Landmarke der Stadt – neben Schwanenburg und Stiftskirche. Der achteckige alte Stadtmauerturm dient als Treppenturm. Das Äußere erhält die Baustillmerkmale des Klassizismus: Ein Fries mit Lorbeerkränzen (ursprünglich aus Keramikplatten) unter dem Verlauf des Flachdaches (Aussichtsplattform), das Nordfenster (Atelierfenster) geschmückt mit korinthischen Säulen und goldenen Palmetten. Ein Anbau beherbergt Farbkammer und Atelierraum mit Aussichtsplattform. Architekt ist wahrscheinlich Anton Weinhagen, verantwortlich auch für die späteren Pläne für das Wohnhaus.
Im Erdgeschoss befindet sich die Farbküche, darüber Atelier mit hohen Decken und großem Nordfenster. Auf der gegenüberliegenden Seite hinter dem Treppenturm schließen sich Stall und Remise an (u.a. für Kutschpferde, Landauer und einen Esel). Der Turm ist sowohl Treppenhaus als auch Postament für eine Statue der Minerva – so wird sie in den Rechnungen benannt. Sie bekrönt als Schutzgöttin der Künste das Bauwerk. Sie präsentiert sich nach antikem Vorbild mit Federbuschhaube, Schild und Lanze (heute in einer Nachbildung des Atelier Noyon, Utrecht 2012). Das Original stammt von Ignatius Stracké (Dorsten 1790-1875 Arnhem), einem Schüler des Berliner Ateliers Christian Daniel Rauch. Später wirkt Stracké an der Kunsthandwerkerschule in `s-Hertogenbosch. Die Bildhauer-Familie Stracké lebt zunächst in Rees, geht dann 1843 nach Arnhem.
Über den Treppenturm erreicht man das Dach des Ateliers, das als Aussichtsplattform dient und dem Bauwerk Anlass für seinen Namen gegeben hat: Belvédère = schöne Aussicht.
So wie heute erhalten, ist der Turm auf vielen Gemälden der Klever Malerschule zu sehen. (Weitere Anbauten entstammen sind späterer Zeit). Die Hanglage ermöglicht den Weitblick bis zum Rhein und in die Niederlande. Der weitläufige Park – ehemalig vom Schweinemarkt bis zur Kavarinerstraße reichend, oberhalb und unterhalb der Stadtmauer – dient der die Inspiration für den Landschaftsmaler.
Gustav von Velsen beschreibt in seinem Stadtführer das Belvédère: „Zu erwähnen ist noch das Belvedere des Landschaftsmalers Herrn Koekkoek, welches derselbe im vorigen Jahre auf der höchsten Stelle des hinter seinem Hause an der Cavarinerstrasse gelegenen Gartens mit viel Geschmack hat erbauen und zu seinem Atelier einrichten lassen, von dessen Plateau man eine der schönsten und reichsten Fernsichten über den Thiergarten hin auf die nach der holländischen Seite sich hinstreckende Rheinniederung hat.“ (Die Stadt Cleve, ihre nächste und entferntere Umgegend … Ein Geleitbuch für Einheimische und für Fremde. Leipzig 1846).
Wegen Krankheit kann der Maler In seinen letzten Lebensjahren sein geliebtes Atelier nicht mehr benutzen. Heute ist das Belvédère mit einem Teil des ehemaligen Koekkoek’schen Gartengrundstückes in Privatbesitz.
Ende des 19. Jahrhunderts gelangte das Belvedère in den Besitz des Kirchenmalers Heinrich Lamers.